Grosses Interesse am Gemeinschaftstag Riehen: gemeinschaftlicher Lebensstil für die Zukunft (News Offene Tür)

Impulse und Vernetzung für einen gemeinschaftlichen Lebensstil mit Tradition und Zukunft. So lautete das Motto des Gemeinschaftstags vom 2. September 2023 im Diakonissenhaus Riehen.

Das Interesse war gross: rund 230 Personen aus der Schweiz und Deutschland reisten an. Die Tagung enthielt mehrere Kurzreferate zum Thema «Wofür brenne ich? Was ist für die Zukunft wichtig?», ein Podiumsgespräch, ein Grusswort des Generalvikars des Bistum Basel, Raum für Statements im Plenum, sowie ein Gemeinschafts-Markt über die Mittagszeit, wo sich über 30 unterschiedliche Gemeinschaften und Projektgruppen vorstellten.

«Es braucht Gemeinschaften, wo die anderen Menschen sehen können, dass die Säkularisierung nicht das Einzige ist, was diese Welt zu bieten hat.»

Heilende Gemeinschaft mit Sichtbarkeit von Reich Gottes

«Wo Christen zusammen unterwegs sind, entsteht heilende Gemeinschaft, da wird Reich Gottes sichtbar», erläuterte Christa Gasser vom House of Peace in Wabern. «Meine Jesus-Nachfolge und Gemeinschaft sind für mich untrennbar verbunden.» Stephan Maag, Gemeinschaftsleiter aus Rüti bei Riggisberg und Bergbauer, bezog sich in seinem Kurzreferat auf Jesus und seinen Jüngerkreis. Jesus habe mit seinen Freunden Gemeinschaft gelebt. Angesichts der von der Individualisierung geprägten Gesellschaft und der Nöte der Zeit sind christliche Gemeinschaften für Maag «ein Lazarett der Zerbrochenen, wo die Menschen kommen und Heilung und Wiederherstellung empfangen dürfen.» Er schilderte, wie kürzlich ein kokainsüchtiger Mann frei wurde.

Erneuerung der Kirchen von unten

Für Dr. Walter Dürr, Pfarrer der landeskirchlichen Gemeinschaft „jahu“ und Direktor des Zentrums Glaube & Gesellschaft der Universität Fribourg, muss «die Erneuerung der Kirchen von unten» geschehen: «Es braucht Gemeinschaften, Orte, wo Menschen eine Christusbegegnung haben und veränderte Menschen werden. Es braucht Gemeinschaften, wo die anderen Menschen sehen können, dass die Säkularisierung nicht das Einzige ist, was diese Welt zu bieten hat.» Es gehe darum, «den christlichen Glauben zuerst zu leben, bevor wir ihn bezeugen».


Kontrapunkt zu Megatrends der Individualisierung und zur Zukunftsangst

Dr. Markus Thürig, Generalvikar Bistum Basel, wies in seinem Grusswort darauf hin, dass Gemeinschaften einen Kontrapunkt setzen, nicht nur zu den Megatrends Individualisierung und Ökonomisierung, sondern auch zur Zukunftsangst. Es seien «nicht Verschwörungstheorien, die Ereignisse erklären» und so Halt bieten wollen: «Es ist mein Nächster, der verlässlich ist und mich darum stützt. Es ist meine Nächste, die einfach mit mir geht und meine Hand hält – in Dunkelheit.»

«Wo Christen zusammen unterwegs sein können, entsteht heilende Gemeinschaft, da wird Reich Gottes sichtbar.»

Podiumsgespräch mit Leitungspersonen unterschiedlicher Gemeinschaften

Im Podium unter der Moderation von Pfarrer Heiner Schubert, Leiter der Kommunität Don Camillo in Montmirail, teilten Leitende ganz unterschiedlicher Gemeinschaften ihre Erfahrungen. So Julia Neuenschwander vom Mehrgenerationenwohnen „erfahrbar“ in Unterengstringen, Pfarrerin Schwester Delia Klingler, Kommunität Diakonissenhaus Riehen, Andreas Leuzinger von der Gemeinschaft Fischerhus Riehen, Sandro Putzi von der „Dihei Community» in Zürich sowie Pfarrer Ruedi Beck aus der Pfarrei St. Leodegar in Luzern und Co-Leiter des Reuss-Instituts.

Heilsame Beziehungen und Perspektivenwechsel

Madeleine Rytz vom Wohnparkt St. Chrischona Bettingen sprach über heilsame Beziehungen: «Wir wünschen uns, dass wir Gemeinschaften schaffen, wo diese Dinge möglich sind: wo wir uns selbst einbringen können, uns selbst zu Gott bringen können, wo wir einander heilsamen Raum schaffen können und wo wir Gottesbeziehung als heilsam erleben.» Für Situationen, wo sie das Gegenüber in der Gemeinschaft nicht verstehe und nicht damit umgehen könne, wünscht sie sich «dass wir in diesen Momenten die Perspektive wechseln und diese Person durch die Augen von Jesus anschauen.» Wenn sie am Verzweifeln sei, bete sie jeweils: «Jesus, zeig mir das Herz!» Da entstehe eine Ebene, wo etwas Wunderschönes wachsen könne.

Lieux d’église: neue Orte kirchlichen Lebens

Irene Widmer-Huber, Co-Leiterin der „Fachstelle Gemeinschaft“, bezog sich in ihrem Kurzreferat auf eine Vision von Pierre Senglet aus dem Jahr 1991. Er sah einen Waldboden, aus dem überall Pilze aus dem Boden schossen. Für ihn, damals in einer christlichen WG, war klar: Diese Pilze bedeuten weitere, neue christliche Lebensgemeinschaften, die Gott überall in der Schweiz entstehen lassen will. „Etwas davon sehen wir heute!“ stellte sie fest. Irene Widmer-Huber ist auch Synodale der evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt: „Wir brauchen neue Ideen, wie wir Kirche leben wollen“, führte sie aus: „In der Strategiegruppe haben wir das Neue Lieux d’église` genannt, Orte des kirchlichen Lebens: wo Menschen irgendwo und irgendwie zusammenkommen und zusammen Gott feiern.“ Sie träume davon, dass Christen in der Gesellschaft „eine Atmosphäre der Erlösten verbreiten“. Da gehe es nicht einfach um den guten Gottesdienst am Sonntag, sondern um den gelebten Alltag als Lebensund Glaubensgemeinschaft: „Das ist fortlaufendes Lernen und Üben im alltäglichen Miteinander, diesen Glanz der Auferstehung einzufangen, mitten im Konflikt, am Schleifen aneinander, am Wachsen miteinander.“

Gemeinschaftlicher Lebensstil mit grossem Potenzial für die Zukunft der Kirche

Thomas Widmer-Huber, Co-Leiter der Fachstelle Gemeinschaft, präsentierte eine Graphik von Eliane Zaugg zur „Verbindung von Kirche und von Gemeinschaften mit kraftvoller Ausstrahlung.“ Die Fachstelle Gemeinschaft wolle die Gründung von neuen Gemeinschaften initiieren und unterstützen. „Und wir wollen lebendige Gemeinschaft in den Ortskirchen fördern.“ Er ist überzeugt: «Ein gemeinschaftlicher Lebensstil in den Lokalgemeinden, attraktive Orte christlicher Gemeinschaft und vielfältige Gemeinschaften bergen ein grosses Potenzial für die Zukunft der Kirche.»

«Wir brauchen neue Ideen, wie wir Kirche leben wollen: Orte des kirchlichen Lebens, wo Menschen irgendwo und irgendwie zusammenkommen und zusammen Gott feiern. Ich träume davon, dass Christen in der Gesellschaft eine Atmosphäre der Erlösten verbreiten.»

Grosser Gemeinschafts-Markt in der Mittagszeit und erfreulich viele Medienberichte

Die Veranstaltung lebte nicht nur von kraftvollen Impulsen und einem spannenden Podiumsgespräch, sondern auch vom Gemeinschafts-Markt in der Mittagszeit, wo sich rund 30 unterschiedliche Gemeinschaften auf kreative Art und Weise vorstellten und mit den Teilnehmenden ins Gespräch kamen. Auch das feine Essen, Musik und Lieder zur Anbetung des Schöpfers der Gemeinschaft trugen zu einer festlichen Stimmung bei. Die Kommunität Diakonissenhaus Riehen lebte Gastfreundschaft vom Feinsten. Erfreulich viele Medien berichteten über den Anlass: Riehener Zeitung, Idea Magazin, Livenet, swiss-cath.ch und kath.ch.Der Anlass, initiiert von Thomas und Irene Widmer-Huber, wurde zusammen mit Pfrn. Sr. Delia Klingler und Sr. Iris Neu von der Kommunität Diakonissenhaus Riehen sowie von Pfr. Heiner Schubert von der Communität Don Camillo Montmirail veranstaltet.

Thomas Widmer-Huber, Co-Leitung Fachstelle Gemeinschaft

«Ein gemeinschaftlicher Lebensstil in den Lokalgemeinden, attraktive Orte christlicher Gemeinschaft und vielfältige Gemeinschaften bergen ein grosses Potenzial für die Zukunft der Kirche.»

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